Baujahr: 1974
Leistung: 170 PS
Leergewicht: 1.080 kg
Highspeed: 211 km/h
BMW 2002 Turbo
Angriffslustig und frech
Ich hatte zwei dieser Autos ab 1974 als Vorführwagen und leider habe ich beide verkauft, was ich danach sehr bereut habe. Ich verbinde mit diesem Auto und speziell mit der 02er-Serie sehr viel Emotion!
Josef Mann sen.
O-Ton von Josef Mann sen. zu diesem Modell:
Ich hatte zwei dieser Autos ab 1974 als Vorführwagen und leider habe ich beide verkauft, was ich danach sehr bereut habe. Das Modell wurde nur zwei Jahre gebaut und 1978 habe ich dann diesen Wagen gebraucht und ziemlich „verheizt“ (Hinterachsschaden und kaputter Zylinderkopf) von einem jungen Burschen aus Drosendorf gekauft. Ich habe eine werksüberholte neue Maschine mit einem neuen Turbo eingebaut … und jetzt strahlt er trotz der Jahre in altem, unrestauriertem Glanz. Ich verbinde mit diesem Auto und speziell mit der 02er-Serie sehr viel Emotion!
Wir schreiben 2022. Seit drei Monaten sind die Spritpreise auf Rekordniveau – leider nicht unten sondern oben. Bedeutet das, dass wir alle auf E-Autos umsteigen müssen? Ist es das Ende der leistungsstärkeren Fahrzeuge? … Es gab mal ähnliche Zeiten… Ich habe ein Déjà-vu!
Das Jahr 1973. Die Ölkrise zeigt seine Auswirkungen in Europa. Die Benzinpreise steigen. Die Bundesregierung in Deutschland hat Maßnahmen eingeleitet: Man darf nur eine bestimmte Menge an Kraftstoff pro Person kaufen, Tempolimit 100 km/h ganze sechs Monate lang, und vier autofreie Sonntage. Sowas wäre heute vielleicht unvorstellbar…
Trotz der herausfordernden Zeit hat BMW auf der IAA in Frankfurt den BMW 2002 Turbo vorgestellt, ein Fahrzeug das nicht ganz für das sparsame Fahren konzipiert wurde. Sein Auftreten war eher angriffslustig und frech: Front- und Heckspoiler, verbreiterte Kotflügel, M-Streifen. Und nicht genug, dass diese Designmerkmale eindeutig anderen Autofahrern den „Krieg“ erklärt haben, hat BMW noch die Modellbezeichnung „2002 Turbo“ spiegelverkehrt auf dem vorderen Spoiler anbringen lassen (den Schriftzug gab es nicht serienmäßig). Die Übersetzung: „Ich habe es eilig“ würde der BMW sagen, wenn er sprechen könnte. Dieses Fahrzeug motiviert zum Rasen meinte die Öffentlichkeit. Sogar der Bundestag hatte eine Debatte über ein mögliches Verbot dieses Automobils. Trotz Kritik und Aufregung wurden von Oktober 1973 bis November 1974 1.672 Exemplare gebaut. Diese Zahl zeigt deutlich, dass sich leistungsstarke Sportwagen in dieser Zeit schwerer verkaufen lassen.
Aber was macht den 2002er Turbo so besonders?
Angetrieben wurde der BMW 2002 Turbo von dem bewährten zwei Liter Reihenvierzylinder-Triebwerk mit Kühnle, Kopp und Kausch Turbolader (KKK) mit Kugelfischer-Saugrohreinspritzung. Der Motor wurde mit einem Abgasturbolader ausgestattet, der zu seiner Zeit eher bei Nutzfahrzeugen vorgekommen ist. BMW hat diese Technik erfolgreich als Erster unter den deutschen Herstellern eingesetzt. An den Motor hat BMW ein Schaltgetriebe mit vier oder optional fünf Gängen gekoppelt. 170 PS Leistung und 240 Nm Drehmoment waren damals beachtliche Werte. In nur 7 Sekunden hat der 2002er Turbo 100 km/h auf dem Tacho erreicht. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 211 km/h: ein Top-Wert in der damaligen Zeit. Diese Dynamik war auch dem niedrigen Leergewicht zu verdanken: nur 1.080 kg. Für die bestmögliche Straßenlage auf der Vorderachse waren McPherson-Federbeine mit Schraubenfedern und Stabilisatoren verantwortlich, auf der Hinterachse eine Schräglenkerachse.
Auf der Rücksitzbank konnten
bis zu drei glückliche Passagiere
die Shows des 2002er genießen.
Josef Mann sen.
Sportlich, funktionell und kompakt
Mit seiner 4,2 Meter langen Karosserie ist er kürzer als ein heutiger BMW 1er, die Breite liegt bei 1,63 Meter – also kompakte Abmessungen. Es gab zwei Karosseriefarben: Weiß oder Silber. Da die A-, B-, und C-, Säulen eher schmal ausgefallen sind, war die Rundumsicht hervorragend; man hat also die „Konkurrenz“ auf der Straße (Ford Capri RS, Audi 80 GT oder Opel Manta GT/E ) gut im Auge behalten können. Auf der Rücksitzbank konnten bis zu drei glückliche Passagiere die Show des 2002er genießen.
Das Cockpit war sportlich und eher funktionell eingerichtet, das heißt: alles was der Pilot zum Schnellfahren braucht. Sportsitze und Lederlenkrad sind serienmäßig. Die Instrumententafel wird von drei Rundinstrumenten dominiert. In der Mitte des Armaturenbretts findet man zwei zusätzliche Anzeigen: die Uhr links und den Ladedruck rechts.
Fazit
Zurück in 2022.
Wenn man heute einen 2002 Turbo kaufen will, muss man für ein schönes Exemplar über 100.000 Euro ausgeben. Die Gene des 2002er leben in der heutigen M-Generation weiter. Der neue BMW M2 wird im Herbst 2022 präsentiert. Wir freuen uns schon auf das neue Familienmitglied der M-Automobile.
Es wird immer wieder herausfordernde Zeiten geben, aber die Freude am Fahren wird immer bleiben: egal ob unser BMW mit Benzin, Diesel oder Strom fährt! 😉